Ob die Pelikane im Red River wissen, an welch historischem Ort sie sich befinden? Wahrscheinlich nicht. Ihnen wird Lower Fort Garry, ein ehemaliger Handelsposten der Hudson's Bay Company (HBC), vollkommen egal sein. Sie lassen sich lieber an diesem sonnigen, aber kalten Maitag Richtung Winnipeg treiben.
Das Steinhaus glänzt weiß im Sonnenschein. Ob die knallrote Bank davor auch historisch ist? Die Haustür steht offen und lädt zum Eintreten ein. Kaum haben wir die Schwelle überschritten, werden wir von einem jungen Mann angesprochen. John stellt sich als der hiesige Agraringenieur vor, der von HBC angestellt wurde, landwirtschaftliche Experimente vor Ort durchzuführen.
John macht mit uns eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Er erzählt von „seinem“ damaligen Leben als Agraringenieur, führt uns durch „sein“ Haus. Wir hören ihm interessiert zu und langsam kriecht mir die Kälte in die Knochen. John scheinen die Temperaturen nichts auszumachen. Er trägt mehrere Lagen Kleidung, alles in einem dunklen Blauton. Mir gefällt der farbenfrohe Schal, den er um seine Hüfte trägt. Ich will wissen, ob der Gürtel eine besondere Bedeutung habe. John bejaht. Das bunte Teil sei ein traditionelles Kleidungsstück der Métis, das als Gürtel oder Schärpe getragen würde. Gleichzeitig sei es auch ein flexibles Alltagstool und könne u.a. als Seil oder Satteldecke verwendet werden. Sehr praktisch! Als wir uns verabschieden, weist er uns lachend darauf hin, dass wir das Haus durch die Hintertür betreten hätten.
Glück oder Unglück, außer uns sind nur wenige Besucher im Fort, so dass sich der Schmied, der Bäcker, die Hausfrau viel Zeit für uns nehmen, um uns „ihre“ Geschichte zu erzählen. Als wir im Kolonialwarenladen ankommen bin ich durchfroren.
Im Zeitalter von Online-Shopping und „Heute bestellt, morgen da“ kann ich mir nur schwer vorstellen, wie vor 150 Jahren der Warenverkehr funktioniert hat. Egal ob es sich um Nähgarn, Bekleidung oder Lebensmittel handelte, man musste heute wissen, was im nächsten Jahr benötigt würde und darauf vertrauen, dass die bestellte Ware den langen Weg (knapp 1100 Kilometer) von der Hudson's Bay bis zur Siedlung am Red River unbeschadet überstehen würde.
Die Güter wurden in York Booten transportiert, die von einer sechsköpfigen Crew gefahren wurden. Die Crew bestand meist aus Red River Métis. Die geladene Ware, um die drei Tonnen, musste an den nicht schiffbaren Stellen von der Besatzung getragen werden. Mit jedem verlorenen Stück sank ihr Lohn. Sie wurden nur für die Ware bezahlt, die unversehrt den Zielort erreichte. Hart verdientes Geld wie mir scheint. Ich denke an die Paketzusteller in Deutschland und die Diskussion zum Thema Lohn-Dumping.
Alle Erzählungen und Geschichten haben uns einen kurzen Einblick gegeben, was es heißt ein Pionier zu sein.
Das Steinhaus glänzt weiß im Sonnenschein. Ob die knallrote Bank davor auch historisch ist? Die Haustür steht offen und lädt zum Eintreten ein. Kaum haben wir die Schwelle überschritten, werden wir von einem jungen Mann angesprochen. John stellt sich als der hiesige Agraringenieur vor, der von HBC angestellt wurde, landwirtschaftliche Experimente vor Ort durchzuführen.
©Copyright Silke Rameken 2020 |
John macht mit uns eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Er erzählt von „seinem“ damaligen Leben als Agraringenieur, führt uns durch „sein“ Haus. Wir hören ihm interessiert zu und langsam kriecht mir die Kälte in die Knochen. John scheinen die Temperaturen nichts auszumachen. Er trägt mehrere Lagen Kleidung, alles in einem dunklen Blauton. Mir gefällt der farbenfrohe Schal, den er um seine Hüfte trägt. Ich will wissen, ob der Gürtel eine besondere Bedeutung habe. John bejaht. Das bunte Teil sei ein traditionelles Kleidungsstück der Métis, das als Gürtel oder Schärpe getragen würde. Gleichzeitig sei es auch ein flexibles Alltagstool und könne u.a. als Seil oder Satteldecke verwendet werden. Sehr praktisch! Als wir uns verabschieden, weist er uns lachend darauf hin, dass wir das Haus durch die Hintertür betreten hätten.
Glück oder Unglück, außer uns sind nur wenige Besucher im Fort, so dass sich der Schmied, der Bäcker, die Hausfrau viel Zeit für uns nehmen, um uns „ihre“ Geschichte zu erzählen. Als wir im Kolonialwarenladen ankommen bin ich durchfroren.
Im Zeitalter von Online-Shopping und „Heute bestellt, morgen da“ kann ich mir nur schwer vorstellen, wie vor 150 Jahren der Warenverkehr funktioniert hat. Egal ob es sich um Nähgarn, Bekleidung oder Lebensmittel handelte, man musste heute wissen, was im nächsten Jahr benötigt würde und darauf vertrauen, dass die bestellte Ware den langen Weg (knapp 1100 Kilometer) von der Hudson's Bay bis zur Siedlung am Red River unbeschadet überstehen würde.
©Copyright Silke Rameken 2020 |
Die Güter wurden in York Booten transportiert, die von einer sechsköpfigen Crew gefahren wurden. Die Crew bestand meist aus Red River Métis. Die geladene Ware, um die drei Tonnen, musste an den nicht schiffbaren Stellen von der Besatzung getragen werden. Mit jedem verlorenen Stück sank ihr Lohn. Sie wurden nur für die Ware bezahlt, die unversehrt den Zielort erreichte. Hart verdientes Geld wie mir scheint. Ich denke an die Paketzusteller in Deutschland und die Diskussion zum Thema Lohn-Dumping.
Alle Erzählungen und Geschichten haben uns einen kurzen Einblick gegeben, was es heißt ein Pionier zu sein.